Ein Abend voller Theater, Musik und Gespräche
Gerne einmal anders und gerne originell. So beging unsere Suchtberatung kürzlich ihr 30-jähriges Jubiläum.
Auf der Jubiläumsveranstaltung der Suchtberatung gab es neben Musikstücken aus den Genres Hip-Hop und Electro ebenfalls ein Theaterstück, welches zum Repertoire der Suchtprävention an Schulen gehört. Vornehmlich greift dieses Stück die Alkoholsucht auf, aber stellvertretend kann und darf es wohl für alle Suchtmittel gelten.
Doch dazu später mehr, denn durch den Abend führte ein ehemaliger Betroffener, der zunächst einmal aufklärte, was eine Beratungsstelle so macht. Da wären zum Beispiel die bereits erwähnte Schulpräventionsarbeit, aber auch die Durchführung von MPU-Kursen, Suchtberatung im allgemeinen und Multiplikatorenschulungen (z.B. Ärzte, Apotheker, Lehrer Führungskräfte usw.). Letzteres soll helfen, Wissen, aber auch pädagogische Fertigkeiten weiterzugeben, um Kinder zu sensibilisieren, ohne dass man ein Suchtberater sein muss.
Doch es war auch ein Abend der mahnenden Worte, denn die Suchtberatungsstelle ist wie nahezu alle Beratungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern nicht auskömmlich finanziert. „Hier ist es nicht nur unser Wunsch als Träger, dass sich der Landkreis bei der Finanzierung stärker einbringt“, sagt Christoph Kupke, Vorstand der Diakonie Güstrow in seinem Grußwort. „Wir sind eine erste Anlaufstelle für Betroffene, Angehörige und Schulen. Das sind wir gerne, weil der Bedarf groß ist, aber wir sind auch bestrebt, die Beratungsstelle auf solide Füße zu stellen“, so Kupke weiter.
Anschließend gab es das Einmannstück „Flasche leer“, von Thilo Meffert geschrieben und an diesem Abend von Ronny Winter dargeboten. Im Mittelpunkt des Stückes steht David Aschinger, dem einst eine große Theaterkarriere vorausgesagt wird. Doch in der Gegenwart tingelt er als Schauspieler eines Provinztheaters von Schulklasse zu Schulklasse und spielt die Geschichte des Alkoholikers Knut. Wie seine Figur hat auch der Schauspieler David sein privates und berufliches Leben zerstört. Alkohol ist ihm zum Mittelpunkt, zum Halt geworden und immer mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Figur und Schauspieler.
Im Nachgang gab es mit den Suchtberatern und dem Schauspieler eine Diskussionsrunde über das Theaterstück, aber auch zum Alkoholkonsum allgemein. Angesprochen wurde, dass man immer eine Wahl hat zu trinken oder auch nicht. Wichtig ist, wie man vermeiden kann, süchtig zu werden, wenn die Flasche als Trost in schwerer Zeit herhält. Dies ist leichter gesagt, als getan, aber auch hier ist es wichtig, wie Menschen damit umgehen, die dem Betroffenen nahestehen und den Alkoholmissbrauch erkennen. Ein Theaterstück, welches zum Nachdenken anregt, aber auch ein Jubiläum, welches schön war, aber sich vor offenen Fragen nicht gescheut hat.