Im CAP-Markt Elisabethstraße gibt es einen Mitarbeiter, den alle Kunden bestimmt schon einmal gesehen, wenn nicht sogar gesprochen haben. Die Rede ist von Sebastian Graf, der häufig an der Kasse noch ein Gespräch mit den Kunden führt, während er die Waren scannt. „Ich arbeite sehr gerne als Verkäufer, mache das aus Leidenschaft, weil ich den Kundenkontakt mag. Ich habe das ja auch gelernt“, erzählt Herr Graf. Was kaum einer weiß, dass Herr Graf auch durch das Ambulant Begleitete Wohnen (ABW) betreut wird. Er ist einer der Mitarbeiter mit Handicap, die durch das Konzept der CAP-Märkte aufgefangen werden und denen eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt gegeben wird, um nicht ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Aber der Reihe nach.
2010 kommt Sebastian Graf nach Mecklenburg, weil er auf der Suche nach Integrationsunternehmen von zu Hause weggehen muss. Ursprünglich wollte er in einem Markt in Rostock arbeiten, aber dies klappte leider nicht. „Herr Wagner hat dann meine Bewerbung nach Güstrow weitergegeben und seit 2011 arbeite ich nun hier“, so Graf weiter. Anfangs war es noch eine Vollzeitstelle, aber dies war ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr machbar. Herr Graf erlitt einen psychischen Zusammenbruch. Immer schon im Boot, aber seit dieser Überforderung vermehrt, ist das ABW der Diakonie Güstrow. „Es ging einfach nicht mehr. Ich bin mit der Vollzeitstelle hier gar nicht gut angekommen, hatte keine Kontakte und habe mich selbst fertig gemacht“, blickt Graf zurück. Schnell wird klar, dass es so nicht weitergeht. In Absprache mit dem ABW versucht man es zunächst mit einer Stundenreduzierung, um etwas mehr Freiraum zu schaffen. „Es gibt in den meisten Märkten Mitarbeiter mit einer zusätzlichen pädagogischen Ausbildung, aber das Integrationsamt verlangt, dass immer noch ein Supervisor – in diesem Fall eine Mitarbeiterin des ABW – beratend zur Seite gestellt wird. Zwischen den CAP-Mitarbeitern und uns bestand immer ein Austausch, wo muss man nochmal schauen, um etwas nachzusteuern, was fällt auf etc.“, erklärt Cornelius Burkhardt-Fischer, Leiter des ABW bei der Diakonie Güstrow. Die ersten positiven Effekte bei Sebastian Graf setzen ein, als der passionierte Tischtennisspieler in einem Güstrower Tischtennisverein aktiv wird.