Was hältst Du davon?
Das Thema Haltung hat sehr viele Facetten und begegnet uns an vielen Stellen. Eine persönliche Sicht von Antje Weidemann, Bereichsleiterin stat. Altenhilfe in der Diakonie Güstrow.
Wie findest Du das? Was gibt Dir Halt? Was hält Dich? Welche Haltung vertrittst Du? Hältst Du Dich da raus? Bewahrst Du Haltung? Hältst Du das aus?
Dem gegenüber steht: Wie finde ich das, was gibt mir Halt, was hält mich, welche Haltung oder Meinung habe ich, halte ich mich raus oder mische ich mich ein, bewahre ich meine Haltung und halte ich das aus?
Halt und Haltung in mehrfachem Sinn. Viele Fragen, über die es sich wirklich lohnt, aus verschiedenen Perspektiven mal näher drüber nachzudenken. Und fange ich doch bei mir selbst an:
Mir fiel dabei der Titel von John Lennon ein und ich summte diesen – gedanklich die Gitarre in der Hand – gleich mit (gern wäre ich eine große Gitarristin, aber dafür muss ich halt was machen!!):
„..When the night has come
And the land is dark
And the moon is the only light we′ll see
No, I won't be afraid
Oh, I won′t be afraid
Just as long as you stand, stand by me
Wenn die Nacht gekommen und das Land dunkel ist,
Und der Mond das einzige Licht ist, das wir sehen;
Nein, da werde ich mich nicht fürchten,
Oh, ich werd mich nicht fürchten,
Solange du bleibst, bei mir bleibst.
In diesem Text steckt doch der Wunsch nach Begleitung, nach Beistand und Hoffnung. Ich persönlich wünsche mir in meinem Leben Unterstützung und Hilfe, wenn ich sie brauche bzw. möchte wissen, wo ich sie bekommen kann. Egal, ob ich sie letztendlich annehme oder nicht. Zu wissen, da ist jemand, das trägt mich. Und so bin ich auch bereit, selbst diese Hilfe anderen zu geben.
Ich wünsche mir aber auch den Mut und die Kraft, diese Hilfe anzufordern, wenn es Not tut – eine für viele Menschen nicht leichte Aufgabe.
Ich wünsche mir, dass jemand an meiner Seite ist, wenn ich mich hilflos fühle. Jemanden, den ich fragen kann, wenn ich nicht weiter weiß. Der mir eine Antwort gibt und mit mir fühlt und ehrlich ist, wenn er keine Antwort hat.
Ich wünsche mir aber auch, dass jemand da ist, der aufmerksam ist und wahrnimmt, wenn Dinge nicht stimmen. Der eintritt, wenn mir selbst vielleicht der Mut fehlt und mich durch sein Handeln motiviert.
Und das ist doch etwas, was sich vermutlich viele von uns wünschen. Bin ich in einer besonderen Situation, tut es mir gut und stärkt mich zu wissen: Da ist jemand, der mir hilft, der mir beisteht, der Worte und Gedanken mit mir teilt. Jemand, der aber auch sagt, wenn er mit meiner Haltung nicht einverstanden ist und dies erläutert. So kann ich mich entwickeln, lernen, dazulernen und darüber hinaus durch eigene Erfahrungen lernen, anderen Halt zu geben und Hilfe anzubieten, wenn es diesen Bedarf gibt.
Auf diese Weise kann gemeinsam etwas geschaffen und ein großer Beitrag durch jeden Menschen für die Gesellschaft geleistet werden. Indem wir offen und aufmerksam sind für Themen anderer, wenn wir unseren Blick nicht verschließen, uns nicht in unseren eigenen Themen vergraben. Verbesserung passiert nicht durch die anderen und die Aufgabe kann ich nicht an jemanden abtreten. Ich muss selbst meinen Beitrag leisten. Und es ist aus meiner Sicht wichtig zu akzeptieren, dass meine eigene Situation nicht mehr oder weniger schlimm ist als die meines Gegenübers, egal um was es geht, ob es Schicksale oder z.B. Ärgernisse sind. Es ist grundsätzlich nicht besser oder schlimmer – es ist anders, es ist ganz individuell.
Und das ist das große menschliche Geschenk: Wir sind alle unterschiedlich, gar einzigartig und uns verbindet ein Miteinander, wenn wir uns darin akzeptieren, respektieren und im Falle des Falles unsere Meinung sagen und für Gutes einstehen. So kann die Welt und die Gesellschaft wieder ein bisschen besser und fröhlicher werden. Eine Win-Win-Situation, von der wir alle etwas haben.