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Vom Betreuer zum Begleiter

Wie haben sich die Sichtweisen in der Behindertenhilfe verändert? Ein Blick auf die Entwicklungen.

16.06.2025
Annika Kopp & Benjamin Schmitz
Vom Betreuer zum Begleiter
Selbstbestimmt am Leben teilhaben, das steht bei uns auf dem Wichernhof und im Wohnhaus Kastanienstraße im Vordergrund Foto: Jörn Lehmann

In der Behindertenhilfe hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel verändert. Von den Möglichkeiten der Teilhabe, die die Menschen mit Behinderungen und hohem Unterstützungsbedarf bekommen haben, bis hin zur Rolle der Professionellen, für die ein Paradigmenwechsel vom Fürsorger zum Begleiter und Unterstützer stattgefunden hat. Die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen geben ebenso Anlass, einige Veränderungen im Bereich der Behindertenhilfe vorzunehmen. 

Schaut man in die Vergangenheit der Behindertenhilfe zurück, so wird schnell offensichtlich, dass diese einen großen Wandel erlebt hat. Einige Menschen leben schon ihr gesamtes Leben in Wohnheimen für Menschen mit Behinderung. Beginnend im Kindesalter bis zu ihrem heutigen Lebenstag, stets betreut und beaufsichtigt, häufig von unterschiedlichem Personal.

Viele Bewohner sind und waren daran gewöhnt, dass Mitarbeiter ihnen viele Aufgaben und Entscheidungen abnahmen, immer halfen oder intervenierten. Wer vorwiegend in Heimen wohnte, hat erst spät erfahren und gelernt, eigenständig Entscheidungen zu treffen, Konsequenzen zu erfahren und für seine Bedürfnisse einzustehen. 

Durch den Generationswechsel der Mitarbeitenden, aber auch durch neue Klienten entsteht ein Wandel in der Arbeit und Betreuung eben dieser. Immer häufiger kommt es vor, dass Bewohner und Bewohnerinnen lange im Elternhaus leben und einen partizipativen Umgang mit anderen erleben. Ihnen fällt es wesentlich einfacher, für ihre Bedürfnisse einzustehen. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede in der Sozialisation, also wie der Mensch in der Gesellschaft geprägt wurde.

Die neu gewonnene Entscheidungsfreiheit und auch Selbstständigkeit lassen die Menschen mit Behinderung unter Umständen auch überfordert zurück. Sie benötigen nun eine verständnisvolle und ressourcenorientierte Begleitung der Mitarbeiter, um Überforderungen so gering wie möglich zu halten. Mitarbeiter mit Kenntnissen aus generalisierten Ausbildungen zur Pflegefachkraft oder auch mit Kenntnissen aus anderen Einrichtungen bringen neue Denk- und Handlungsweisen mit. Davon profitieren nicht nur die Bewohner und Bewohnerinnen, sondern auch die Mitarbeiter. Die neuen Denk- und Handlungsmuster werden weitergegeben und prägen das Verständnis, das Miteinander und die Einrichtungskultur. 

Durch die konsequente Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes erhoffen wir uns, dass unsere Klienten die Hilfen bekommen, die ihrem persönlichen Bedarf entsprechen. Mit befähigenden Maßnahmen können wir Lebensperspektiven erweitern und somit ein Stück aus dem stationären Alltag heraustreten. Ebenfalls wollen wir unsere Klienten befähigen, ihr Wunsch- und Wahlrecht der Leistungserbringung auszuüben. Unser Ziel ist es, den partizipatorischen und inklusiven Gedanken in unserer Arbeit zu festigen.

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