Kontinuität – Tradition - Innovation
Die Diakonie Güstrow ist seit mehr als 30 Jahren für alle sozialen Belange der Menschen in unserer Region da. Wir sehen uns in der lebendigen Tradition der Nächstenliebe, begleiten auf vielfältige Weise und finden immer neue Wege, Hilfe zu leisten.
„Diakonie oder ein besonderer Geist unter den Christen damals – und heute ?“ Wenn man der Bibel trauen darf, so herrschte unter den Christen in den Anfängen der christlichen Gemeinden ein besonderer Geist. In der Apostelgeschichte im 4. Kapitel heißt es: „Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eines Seele. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte, man sorgte füreinander, diejenigen die viel hatten, gaben denen, die nichts hatten. Dann heißt es weiter, sie blieben aber beständig in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet und fanden so Wohlwollen beim ganzen Volk.“ Ja, so herrschte wohl ein besonderer Geist unter den Christen der ersten Generation. Und die Menschen nahmen wohlwollend wahr, was dort geschah. Mit anderen Worten, viele Menschen wurden aufmerksam, vor allem auch die Außenstehenden, auf das, wie man miteinander umging.
Waren das die Anfänge der Diakonie? Man achtete aufeinander, man ließ sich bewegen von den Nöten der anderen. Nein, es wurde keine Institution gegründet, es wurde keine Arbeitsgruppe gebildet, die sich der Nöte der Menschen annahm. Im Herzen des Glaubens wurde diese Tugend des „Dienens“ geboren.
Diakonie – dienen !
Gott dienen ?
Den Menschen dienen ?
Das eine schließt das andere nicht aus. Wer Gott dient, der dient den Menschen und wer den Menschen dient, der dient Gott. Gottes Herz schlägt dort, wo sich Menschen nicht aus den Augen verlieren, einander dienen – das heißt, sich umeinander kümmern, Verantwortung füreinander übernehmen und aufeinander achten.
Die Bibel sagt: Dieser „Lebensgeist“ fand schon damals in den Anfängen des Christentums Wohlwollen beim ganzen Volk. Nein, dieser „Lebensgeist“ ist bis heute nicht veraltet. Er sollte uns auch nicht verloren gehen. Er ist eigentlich bis heute das Herz diakonischen Handelns in den Einrichtungen, Beratungsstellen, Pflegeheimen und bei der Betreuung vieler Menschen.
Es gilt, immer auch darauf zu achten, dass dieser Geist nicht verloren geht bei allen Engpässen, Planungen, finanziellen Überlegungen, die auch notwendig sind, um das diakonische Handeln auf vielfältige Weise zu ermöglichen – in der Kirche, in den Gemeinden und in den vielen Einrichtungen der Diakonie.
Die vielen Möglichkeiten diakonischen Handelns in unserer Gesellschaft machen mich glücklich und sind heute eine große Herausforderung unserer Kirche, auch unserer Kirchengemeinden, auch Anspruch an uns selbst als Christen, aber auch für die, die sich keiner Konfession zugehörig fühlen und zahlreich in den diakonischen Einrichtungen arbeiten. Alle sollten wissen, wie wichtig es ist, sich dem Lebensgeist zu öffnen, von dem die Bibel sagt „und er fand Wohlwollen“ beim ganzen Volk.
Als man mir 1976 meine erste Pfarrstelle zuteilte, damals noch eine große Dorfgemeinde zwischen Teterow und Malchow, sprach man immer noch in den Dörfern von Schwester Nelli. Schwester Nelli hatte damals viele Jahre lang in der großen Kirchengemeinde ihren Dienst getan als Diakonieschwester. Zu erkennen war sie an einer weißen Schwesternhaube und an dem gepunkteten Kleid, das sie trug. Schwester Nelli war im Sommer wie im Winter immer zu Fuß unterwegs, in der Hand eine Tasche, ihr Markenzeichen. Sie besuchte kranke und alte Menschen, sie kümmerte sich um die Kinder, besuchte die Familien und half dort, wo Not war. Schwester Nelli begleitete den Pastor zu den Sterbenden und war damals der „Lebensgeist“ in der Gemeinde. Irgendwann rief das Mutterhaus, das sie nach Mecklenburg geschickt hatte, zurück. Danach begann für sie ein neuer Lebensabschnitt in einer anderen Gemeinde. In dieser bescheidenen Frau wurde Kirche damals wahrgenommen als eine lebendige Kraft. Von diesem Lebensgeist, den sie lebte und verkörperte, lebte die Kirchengemeinde noch Jahrzehnte später.
Möge uns dieser „Lebensgeist“ auch in den vielfältigen Aufgaben der Diakonie nicht verloren gehen.