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Ein besonderes Jubiläum

Der Wichernhof feierte seinen 50. Namenstag. Doch der Aufbau der Behindertenhilfe in Dehmen begann schon ein Stückchen früher.

29.06.2023
Annika Kopp / Benjamin Schmitz
Feststimmung auf dem Wichernhof

Am 30. April 1973 erhielt der Wichernhof seinen Namen. Grund genug im Rahmen einer Festwoche gemeinsam mit Bewohnern und Mitarbeitern in Vorfreude auf unser Fest, das am 24. Juni 2023 stattfand, verschiedene Aktionen durchzuführen. So hatten wir bereits im Vorfeld mit alten Fotos und Filmen ein Blick in die Historie gewagt. Einige mussten zweimal hinschauen, um sich selbst oder Mitbewohner auf den alten Bildern zu erkennen. Bei einem Fotoshooting stellten wir in lustiger Atmosphäre gemeinsam ein altes Bild aus der Kirchenzeitung von 1984 nach.

Selbstverständlich war es uns auch wichtig, bei allen Blicken in die Vergangenheit die Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren. Deshalb haben wir zwei Vertreterinnen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, des Landtages M-V sowie verschiedene Akteure auf der Ebene der Leistungserbringer zu einem Diskussionsaustausch unter dem Motto „Besondere Wohnform: Zukunfts- oder Auslaufmodell“ eingeladen. Im konstruktiven Austausch konnten verschiedene Sichtweisen zur weiteren Ausrichtung unserer Angebote erörtert und gehört werden.

Ebenfalls machten sich einige Mitarbeiter zu einer Bildungsexkursion ins „Rauhe Haus“ nach Hamburg auf, um die Spuren Wicherns näher kennenzulernen.

Der Höhepunkt war dann aber unser Fest am 24. Juni auf dem Wichernhof in Dehmen. Geplant war ein Tag der Begegnungen und Erinnerungen, verbunden mit viel Spaß und Freude. Aus diesem Grund haben unsere Bewohner und Kollegen jeden Interessierten herzlich eingeladen, den Tag gemeinsam zu verbringen und zu feiern.

Einiges wurde vorbereitet, wie zum Beispiel Spiel- und Kreativstände. Die Glasewitzer Feuerwehr zeigte ihre Technik und so manch einer fand sicher Spaß daran, die Schafe zu streicheln, die als “Sommergäste” auf dem Wichernhof untergebracht sind. Auch eine kleine Zeitreise mit alten Fotos, um in Erinnerungen zu schwelgen, war ein Angebot. Durch die Unterstützung des CAP-Marktes Elisabethstraße, Güstrow sowie der DSG-Küche aus Matgendorf konnte man es sich bei Bratwurst, Kuchen und Eis gut gehen lassen. Für Unterhaltung sorgte viel Musik, welche beste Stimmung verbreitete. Die Auftritte der „Schwetziner Blaskapelle“, die bereits das Fest mit dem von Pastor Paul Philipps geführten Gottesdienst eröffnete, gefolgt von “Chrischi und die Notencrasher”, einer Band der Wohnstätte der Lebenshilfe Güstrow e.V., gaben dem Fest eine fröhliche, musikalische Note. Den Abschluss machte der Musiker Louis Schenk, der unter dem Namen Gitarrus Gigantus schon mehrfach auf dem Wichernhof gastierte.

Ein Blick zurück

Der 50. Tag der Namensgebung war aber auch Anlass für einen kleinen Rückblick auf Historie und Erreichtes dieser unter Trägerschaft der Diakonie Güstrow e.V. stehenden Einrichtung.

Die Geschichte des Wichernhofes begann 1966. In diesem Jahr zogen ca. 20 junge Männer mit geistiger Behinderung in das alte Schulhaus in Dehmen. Zunächst übernahm ein Lehrerehepaar die Betreuung und Versorgung, wobei die Bewohner im nahegelegenen Domgut eine Aufgabe im landwirtschaftlichen Bereich fanden.

Am 3. Juni 1971 erfolgte die Grundsteinlegung für einen Neubau, das heutige Wohnheim. Dieser Wohnkomplex gab damals vielen Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen und körperlichen Behinderung ein neues Zuhause. Landesbischof Dr. Heinrich Radtke weihte am 30. April 1973 die Einrichtung ein und verlieh ihr ihren Namen „Wichernhof“. Dabei bezog er sich direkt auf das Wirken des Sozialpädagogen und Theologen Johann Hinrich Wichern. Dieser gründete 1833 das „Rauhe Haus“ in Hamburg und war Mitbegründer der Inneren Mission, der heutigen Diakonie.

Viel ist seitdem geschehen, hat sich verändert. Ab Herbst 1975 gab es bis zur Wende verschiedene arbeitstherapeutische Maßnahmen und Projekte auf dem Wichernhof. Dazu zählten Arbeit in den Außenanlagen sowie im hauswirtschaftlichen Bereich, Fußmattenflechterei, Produktion von Gummidichtungen und Türschonern, eine eigene Schwimmkerzenproduktion und Töpfer- und Knüpfarbeiten. Die Angebote entwickelten sich über die Jahre hinweg weiter und veränderten sich aufgrund der gewandelten Interessen und Bedürfnisse der Bewohner.

Im Jahre 1989 wurde eine kleine Werkhalle auf dem Gelände des Wichernhofes erbaut, da die Bewohnerzahl schnell zunahm und der Platz der Arbeitstherapie nicht mehr ausreichte.
Die Hofgestaltung wurde mit den Jahren immer wichtiger, so dass im Jahr 2003 der Bau eines „Parks der Sinne“ mit Lehmbackofen und Weidentunnel erfolgte.

Das Jahr 2005 war ein ereignisreiches Jahr. Der Wichernhof hatte beim Jahresfest am 29. Mai 2005 seine Glockenweihe. Der Glockenstuhl, markantes Wahrzeichen am Hofeingang, wurde von der IGA (Internationale Gartenbauausstellung) in Rostock übernommen. Im gleichen Jahr eröffnete auf dem Hof eine Cafeteria mit Verkaufsstelle, die aus einer Kooperation mit der Integra Güstrow GmbH entstand und nun eine feste Größe des Wichernhofes ist. Diese gibt die Möglichkeit, sich in Sachen Einkauf und Selbstversorgung auszuprobieren und mit anderen Besuchern ins Gespräch zu kommen.

Neue Kooperationen entstanden, unter anderem mit der Volkshochschule in Güstrow, der Musikschule oder dem Kinder- und Jugendkunsthaus. Die damals entstandenen Projekte werden teilweise heute noch genutzt. Die hauseigene Verkaufsstelle mit Cafeteria lädt immer wieder zum Verweilen ein. Dabei lernen die Bewohner aber auch einen eigenständigen Umgang mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Geld. Diese erworbenen Fähigkeiten setzen sie bei Ausflügen gerne ein.

Vieles gäbe und gibt es noch zu berichten. Der Wichernhof verändert sich immer wieder und bleibt doch eine Konstante in der Begleitung der hier Lebenden, wovon einige schon seit der ersten Stunde auf dem Wichernhof wohnen. Somit ist dieser „Geburtstag“ auch ein Jubiläum für einen wichtigen Lebensabschnitt der Bewohner. Selbstverständlich bekam jeder eine Kleinigkeit geschenkt, so wie es sich für eine „Geburtstagsfeier“ gehört.

Auf unserem Fest konnte man bekannte Gesichter wiedersehen, neue Leute kennenlernen und ins Gespräch kommen. Vielleicht hat sogar der eine oder andere Besucher sogar ein neues und interessantes Berufsfeld für sich entdeckt. Am Sonntag, dem 25. Juni feierten wir dann unseren traditionellen Sommersinggottesdienst mit dem Pastorenehepaar Christian und Susanne Höser. Auch hier, noch in der Kulisse des Festes, drehte sich viel um Musik. Gemeinsam konnten wir das Fest Revue passieren lassen und unsere Festwoche beenden.

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