Und wie ging es für Sie weiter?
Dagmar Pieper: Wir sind beide recht schnell in noch verantwortungsvollere Positionen gekommen. Als Frau Hudemann, unsere erste Pflegedienstleiterin (PDL), im Jahr 1997 die kommissarische Leitung für die Sozialstation Malchin übernahm (die heute zur Diakonie Mecklenburgische Seenplatte gehört), vertraute der Vorstand mir vorübergehend die Aufgabe der Pflegedienstleitung an. Ich machte eine Ausbildung zur Pflegedienstleitung und übernahm diese 1998 offiziell, als Frau Hudemann entschied, in der Sozialstation zu bleiben. Frau Schoknecht wurde stellvertretende Pflegedienstleiterin, einige Jahre weiter im Duo mit mir Pflegedienstleiterin und Qualitätsmanagementbeauftragte.
Eike Schoknecht: Fünf Jahre, von 2016 bis 2021, war ich außerdem der Zentralmentor für unsere Auszubildenden in der Diakonie Güstrow. Dieser Job hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe Strukturen aufgebaut und sie mit Leben gefüllt. Die Aufgaben als Praxisanleiterin und stundenweise PDL in der Einrichtung sowie die Aufgabe als Zentralmentor ließ sich auf Dauer für mich aber nicht vereinbaren, sodass ich leider den Zentralmentor abgab.
Dagmar Pieper: Ja, und seit 2022 sind wir, zusammen mit Frau Heinzel (PDL) und Frau Koch (unserer Verwaltungsmitarbeiterin), ein sehr gutes Verwaltungsteam. Wir haben unsere Aufgaben geteilt, arbeiten aber immer miteinander und können uns aufeinander verlassen.
Wenn Sie auf 30 Jahre Altenpflege zurückblicken, was hat sich getan?
Eike Schoknecht: Unsere Bewohner kommen pflegebedürftiger zu uns. Wir sind offen für Menschen mit allen Pflegegraden, betreuen zurzeit aber viele, die schwerstpflegebedürftig sind. Entweder, weil sie in ihrer Mobilität stark eingeschränkt, von Demenz oder einer besonders schwerwiegenden Krankheit betroffen sind.
Dagmar Pieper: Wir sehen das unter anderem in unserer Betreuung. In den ersten Jahren haben wir mit unseren Bewohnern viele Ausflüge gemacht, waren mobil, sind mit dem Bus oder mit dem Schiff gefahren. Heute würde sich nur eine Handvoll Bewohner zusammenfinden, die körperlich und kognitiv in der Lage wäre, solche Angebote zu genießen. Entsprechend richtet unser Team heute die Betreuung nach der Art und Schwere der Pflegebedürftigkeit jedes Bewohners aus. Da sind wir sehr einfallsreich. Auch haben sich die Bedürfnisse unserer Bewohner verändert. Während vor 30 Jahren zum Beispiel das Wohnen in Doppelzimmern völlig in Ordnung war, sind heute Einzelzimmer gefragt.
Eike Schoknecht: Zugleich ist die Pflege professioneller geworden. In Expertenstandards sind heute Ziele und Pflegemaßnahmen definiert, die für uns genauso wie für alle anderen Pflegeeinrichtungen verbindlich sind. Die Umsetzung erfordert eine akribische, kleinteilige Dokumentation und führt aus unserer Sicht noch nicht zur gewünschten Entbürokratisierung der Pflege. Das Gute jedoch ist, dass die Fachkompetenz der Pflegefachkraft mehr gefragt ist, sie mehr Verantwortung und Anerkennung erfährt.
Mit welchen Themen haben Sie sich in der Vergangenheit außerdem beschäftigt?
Dagmar Pieper: Wir haben viele Projekte zusammen gewuppt. In 30 Jahren gab es eine Reihe neuer gesetzlicher Regelungen in der Pflege. Ich denke da zum Beispiel an die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1996, die zusätzliche Betreuung in der stationären Altenhilfe im Jahr 2009, die Einführung der Pflegegrade im Jahr 2017 oder die der generalistischen Pflegeausbildung im Jahr 2020. Für das Thema Pflegegrade fungierten wir als Modelleinrichtung. Das war mit sehr viel Arbeit und Aufwand verbunden für alle unsere Mitarbeiter und hat uns viele graue Haare beschert.
Eike Schoknecht: Hinzu kommen viele weitere Themen, wie die Umstellung auf computergestützte Arbeit, die Ausarbeitung des Qualitätssicherung-Handbuches oder die strukturierte Informationssammlung (SIS) in der Pflege. Schwer war es, die Dienstkleidung für die Mitarbeiter einzuführen. Da gab es wider Erwarten wenig Akzeptanz. Auch die Corona-Jahre haben Nerven gekostet.
Dagmar Pieper: Alles ging aber immer nur im Team. Unser Job war und ist es, die Projekte anzuschieben, zu begleiten, zu etablieren. Die Umsetzung, das mussten und müssen unsere Mitarbeiter in der Pflege und Betreuung realisieren.
Hand aufs Herz. Kam bei all dem Stress nicht auch mal der Gedanke, woanders hinzugehen?
Dagmar Pieper: Bei mir nicht. Die Arbeitswelt wird nicht leichter, aber dass immer wieder etwas Neues hinzukam und hinzukommt, ist sehr bereichernd.
Eike Schoknecht: Im Großen und Ganzen haben alle Entwicklungen immer Freude gemacht. Wir haben den Freiraum, unsere Ideen umzusetzen und immer Unterstützung und Vertrauen in unsere Arbeit erfahren.
Vielen Dank für das Gespräch! Interview: Stefanie Daug




