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Von Anfang an dabei

30 gemeinsame Jahre im Pflegeheim Malchin. Dagmar Pieper (Einrichtungsleiterin) und Eike Schoknecht (Pflegedienstleiterin) verbindet mehr als das. Im Interview teilen sie gemeinsame Erfahrungen und Erinnerungen.

30.10.2025
Stefanie Daug
Eike Schoknecht und Dagmar Pieper vom Diakonie-Pflegeheim Malchin
Eike Schoknecht und Dagmar Pieper haben das Diakonie-Pflegeheim Malchin mit aufgebaut. Foto: Stefanie Daug

Sind Sie von Tag 1 an dabei?
Eike Schoknecht: Ja, seit dem 1. August 1995. Damals war ich 22 Jahre, hatte zwei Jahre als Krankenschwester gearbeitet und stieg als Pflegefachkraft im Pflegeheim Malchin ein. Mein Mann und ich bauten ein Haus in Malchin aus, ich wollte einfach gerne nahe an unserem Wohnort arbeiten.

Dagmar Pieper: Ich bin zum 1. September 1995 als Pflegefachkraft dazugekommen. Mich hat das Neue gereizt. Ich war 32 Jahre, war im Krankenhaus Malchin als Krankenschwester tätig und wollte mich beruflich verändern.


Wie waren die Anfänge?
Eike Schoknecht: Vor allem war es turbulent und längst noch nicht alles fertig. An einigen Türen fehlten zum Beispiel noch die Rahmen und das pflegerische Equipment traf erst nach und nach ein. Anstelle von Medikamentenbechern nutzten wir Kaffeetassen. Waschschüsseln und Geschirrtücher brachten wir von Zuhause mit. Auch gab es noch keine Türbeschilderungen und was sich hinter welcher Tür befand, war immer eine kleine Überraschung. Aber, Punkt 10 Uhr an meinem ersten Arbeitstag kamen die ersten Bewohner aus dem Pflegeheim Stavenhagen und zogen ein. Täglich wurden es mehr. Viele von ihnen kamen aus Malchin oder der Umgebung und freuten sich, dass es jetzt endlich ein Pflegeheim in der Stadt gab.
 
Dagmar Pieper: Alle waren neu und alles war neu. Im Pflegeheim zu arbeiten, war etwas völlig anderes als im Krankenhaus. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten, besser meinen zweiten Arbeitstag. Ich fing an einem Freitag an, mir wurde ein Wohnbereich zugeteilt und ich lernte die Bewohner kennen. Am Samstag hatte ich alleine Dienst auf diesem Wohnbereich. Das war aufregend und ich werde nie vergessen, wie eine ehemalige Krankenschwester, jetzt Bewohnerin, mir morgens einen Jägermeister reichte und sagte: „Mädchen, nun trink erst einmal einen.“ Ohje, dachte ich…


Das hört sich nach Aufbruchsstimmung an ...
Eike Schoknecht: Ja, alle waren voll motiviert. Ausnahmslos. Und wir haben einfach gemacht. Niemand hat uns an die Hand genommen, es gab kaum Strukturen, denn diese mussten wir ja erst entwickeln.

Dagmar Pieper: Genau das, dass es diese Strukturen nicht gab, und wir sie erst aufbauen konnten, hat am meisten Spaß gemacht. Wir konnten unsere eigenen Vorstellungen und Ideen einbringen. Die Arbeit im Pflegeheim wie sie heute ist, mit entwickeln.

Eike Schoknecht: Das Einzige, was es am Anfang gab, war ein Dienstplan. Der regelte, wer früh, wer spät, wer nachts arbeitete, aber wo wir arbeiten, das haben wir jeden Tag aufs Neue untereinander abgestimmt.

Dagmar Pieper: Irgendwann haben Frau Schoknecht und ich uns zusammengetan und gesagt: So kann es nicht weitergehen. Wir können nicht jeden Tag zur Arbeit kommen und nicht wissen, wo wir arbeiten. Inzwischen waren wir schon 18 Mitarbeiter. Deshalb schlugen wir unserem Einrichtungsleiter Herrn Weber vor, Wohnbereiche mit festen Mitarbeitern zu gründen. Und so kam es …. zum 1. April 1996 teilten wir das Pflegeheim in drei Wohnbereiche mit je sechs Mitarbeitern auf. Frau Schoknecht und ich wurden zwei der drei Wohnbereichsleiter.


Gibt es noch mehr Kollegen, die genauso lange da sind wie Sie?
Dagmar Pieper: Ja, Frau Katrin Dettmann aus der Dauernachtwache ist ebenfalls von Anfang an dabei. Außerdem gibt es viele Kollegen im Team, die schon lange Zeit bei uns arbeiten. Acht Mitarbeiter sind länger als 25 Jahre im Pflegeheim Malchin, 21 Mitarbeiter über 15 Jahre. Über diese Verbundenheit freuen wir uns.

Und wie ging es für Sie weiter?
Dagmar Pieper: Wir sind beide recht schnell in noch verantwortungsvollere Positionen gekommen. Als Frau Hudemann, unsere erste Pflegedienstleiterin (PDL), im Jahr 1997 die kommissarische Leitung für die Sozialstation Malchin übernahm (die heute zur Diakonie Mecklenburgische Seenplatte gehört), vertraute der Vorstand mir vorübergehend die Aufgabe der Pflegedienstleitung an. Ich machte eine Ausbildung zur Pflegedienstleitung und übernahm diese 1998 offiziell, als Frau Hudemann entschied, in der Sozialstation zu bleiben. Frau Schoknecht wurde stellvertretende Pflegedienstleiterin, einige Jahre weiter im Duo mit mir Pflegedienstleiterin und Qualitätsmanagementbeauftragte.

Eike Schoknecht: Fünf Jahre, von 2016 bis 2021, war ich außerdem der Zentralmentor für unsere Auszubildenden in der Diakonie Güstrow. Dieser Job hat mir großen Spaß gemacht. Ich habe Strukturen aufgebaut und sie mit Leben gefüllt. Die Aufgaben als Praxisanleiterin und stundenweise PDL in der Einrichtung sowie die Aufgabe als  Zentralmentor ließ sich auf Dauer für mich aber nicht vereinbaren, sodass ich leider den Zentralmentor abgab.

Dagmar Pieper: Ja, und seit 2022 sind wir, zusammen mit Frau Heinzel (PDL) und Frau Koch (unserer Verwaltungsmitarbeiterin), ein sehr gutes Verwaltungsteam. Wir haben unsere Aufgaben  geteilt, arbeiten aber immer miteinander und können uns aufeinander verlassen.


Wenn Sie auf 30 Jahre Altenpflege zurückblicken, was hat sich getan?
Eike Schoknecht: Unsere Bewohner kommen pflegebedürftiger zu uns. Wir sind offen für Menschen mit allen Pflegegraden, betreuen zurzeit aber viele, die schwerstpflegebedürftig sind. Entweder, weil sie in ihrer Mobilität stark eingeschränkt, von Demenz oder einer besonders schwerwiegenden Krankheit betroffen sind.

Dagmar Pieper: Wir sehen das unter anderem in unserer Betreuung. In den ersten Jahren haben wir mit unseren Bewohnern viele Ausflüge gemacht, waren mobil, sind mit dem Bus oder mit dem Schiff gefahren. Heute würde sich nur eine Handvoll Bewohner zusammenfinden, die körperlich und kognitiv in der Lage wäre, solche Angebote zu genießen. Entsprechend richtet unser Team heute die Betreuung nach der Art und Schwere der Pflegebedürftigkeit jedes Bewohners aus. Da sind wir sehr einfallsreich. Auch haben sich die Bedürfnisse unserer Bewohner verändert. Während vor 30 Jahren zum Beispiel das Wohnen in Doppelzimmern völlig in Ordnung war, sind heute Einzelzimmer gefragt.

Eike Schoknecht: Zugleich ist die Pflege professioneller geworden. In Expertenstandards sind heute Ziele und Pflegemaßnahmen definiert, die für uns genauso wie für alle anderen Pflegeeinrichtungen verbindlich sind. Die Umsetzung erfordert eine akribische, kleinteilige Dokumentation und führt aus unserer Sicht noch nicht zur gewünschten Entbürokratisierung der Pflege. Das Gute jedoch ist, dass die Fachkompetenz der Pflegefachkraft mehr gefragt ist, sie mehr Verantwortung und Anerkennung erfährt.


Mit welchen Themen haben Sie sich in der Vergangenheit außerdem beschäftigt?
Dagmar Pieper: Wir haben viele Projekte zusammen gewuppt. In 30 Jahren gab es eine Reihe neuer gesetzlicher Regelungen in der Pflege. Ich denke da zum Beispiel an die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1996, die zusätzliche Betreuung in der stationären Altenhilfe im Jahr 2009, die Einführung der Pflegegrade im Jahr 2017 oder die der generalistischen Pflegeausbildung im Jahr 2020. Für das Thema Pflegegrade fungierten wir als Modelleinrichtung. Das war mit sehr viel Arbeit und Aufwand verbunden für alle unsere Mitarbeiter und hat uns viele graue Haare beschert.

Eike Schoknecht: Hinzu kommen viele weitere Themen, wie die Umstellung auf computergestützte Arbeit, die Ausarbeitung des Qualitätssicherung-Handbuches oder die strukturierte Informationssammlung (SIS) in der Pflege. Schwer war es, die Dienstkleidung für die Mitarbeiter einzuführen. Da gab es wider Erwarten wenig Akzeptanz. Auch die Corona-Jahre haben Nerven gekostet.

Dagmar Pieper: Alles ging aber immer nur im Team. Unser Job war und ist es, die Projekte anzuschieben, zu begleiten, zu etablieren. Die Umsetzung, das mussten und müssen unsere Mitarbeiter in der Pflege und Betreuung realisieren. 


Hand aufs Herz. Kam bei all dem Stress nicht auch mal der Gedanke, woanders hinzugehen?
Dagmar Pieper: Bei mir nicht. Die Arbeitswelt wird nicht leichter, aber dass immer wieder etwas Neues hinzukam und hinzukommt, ist sehr bereichernd.

Eike Schoknecht: Im Großen und Ganzen haben alle Entwicklungen immer Freude gemacht. Wir haben den Freiraum, unsere Ideen umzusetzen und immer Unterstützung und Vertrauen in unsere Arbeit erfahren.


Vielen Dank für das Gespräch! Interview: Stefanie Daug

Wir haben Pflegeheime in Güstrow, Malchin, Röbel und Warin!

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