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„Die Nachfrage wird weiter steigen – so bittersüß das klingen mag“

Immer mehr Familien werden von unseren sozialpädagogischen Fachkräften der Familienhilfe betreut. Das spiegelt auch gesellschaftliche Problematiken wider.

19.05.2025
Christin Piske
Sozialpädagogische Familienhilfe
Beratung für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Familien Foto: Unsplash

Unser Beratungszentrum Bützow kann als eines der Urgesteine der Diakonie Güstrow verstanden werden. Seit 1991 existiert es in Bützow und bietet für Rat- und Hilfesuchende Unterstützung. Wir sind seit vielen Jahren Anlaufstelle für insbesondere Schwangere und Familien, aber auch die Allgemeine Soziale Beratung wird von Menschen immer wieder genutzt, wenn sie psychosoziale Anliegen, Probleme oder Fragestellungen unterschiedlichen Inhaltes haben.

Über die Jahre gab es im Beratungszentrum mehrere Wechsel und Veränderungen in den Personalstrukturen oder Räumlichkeiten. Einige Beratungsangebote waren zeitweise stärker nachgefragt als andere. Das Arbeitsfeld, das sich allerdings am stärksten verändert und erweitert hat, ist die Sozialpädagogische Familienhilfe.

Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH), was ist das überhaupt?
Seit Juni 2019 hat sich in unserem Beratungszentrum Bützow das Beratungsangebot erweitert: Wir arbeiten seither auch in der Sozialpädagogischen Familienhilfe, kurz SPFH. Was anfangs durch zwei Kolleginnen gewährleistet wurde, beschäftigt nun mittlerweile sieben Kollegen und Kolleginnen in Bützow und Güstrow. Der Bedarf und die Nachfrage nach Familienhilfe scheinen also groß.

Tatsächlich richtet sich dieses Angebot an Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien, die sich in belastenden und benachteiligten Lebenssituationen befinden. So weit, so allgemein. In Form von 

    • Erziehungsbeistand nach § 30 SGB VIII
    • Sozialpädagogischer Familienhilfe nach § 31 SGB VIII
    • Hilfe für junge Volljährige nach § 41 SGB VIII 
    • und seit einigen Monaten auch begleiteten Umgang nach § 18 SGB VIII 

unterstützen wir Familien in der Alltagsbewältigung, helfen beim Aufbau stabiler sozialer und familiärer Beziehungen und befähigen zur Eigenverantwortlichkeit. 

Diese ambulanten Hilfen werden vom Landkreis bewilligt und vergütet. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt als auch mit unterschiedlichen Einrichtungen und Spezialisten ist bezeichnend und unerlässlich in der SPFH.
Üblicherweise wird der Hilfebedarf einer Familie durch das zuständige Jugendamt festgestellt, Zielvereinbarungen mit der Familie und dem Familienhelfer bzw. der Familienhelferin besprochen und eine erste Grundlage für die Arbeit der Sozialpädagogischen Familienhilfe mit und in der Familie geschaffen. 

Wie sich die Aufgaben innerhalb der Hilfe gestalten und verteilen, um Zielvereinbarungen aus der Hilfeplanung zu erreichen, hängt nicht nur von der pädagogischen Fachkraft ab, sondern ebenso von der Mitwirkungsbereitschaft und den vorhandenen Ressourcen in der Familie. Die Problemlagen der einzelnen Familien sollen nicht von der SPFH gelöst werden, sondern bestenfalls von den Familien selbst. 

Zu Pandemiezeiten lagen die Arbeitsschwerpunkte vor allem in der Neuorganisation des Familienalltages, der Befähigung zu einer respektvollen Kommunikation, der Stärkung der Selbstreflexion in emotional belastenden Zeiten und auch, seien wir ehrlich, der Unterstützung bei Hausaufgaben und Homeschooling. Danach haben sich Hilfebedarfe deutlich verschoben: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit massiver Schulunlust, Schulvermeidung und sozialen Ängsten stieg merklich an und schlug sich auch in der Arbeit der Sozialpädagogischen Familienhilfe nieder. Seither stellen wir auch einen insgesamt ansteigenden Bedarf von Schulbegleitungen und psychotherapeutischen Behandlungen fest.

Derzeit sind die Anfragen seitens des Jugendamtes nach begleitetem Umgang besonders hoch, was darauf hindeutet, dass es getrennten Eltern immer schlechter gelingt, eigenverantwortlich eine gute und Kindeswohl dienliche Übergabe- und Umgangsgestaltung für ihre Kinder zu gewährleisten. Eine Hochstrittigkeit der Eltern, psychisch kranke oder suchtbelastete Familienmitglieder sind hierfür meist ursächlich. Im Beratungszentrum finden dann, unter Anwesenheit einer Familienhelferin, Umgang und Treffen zwischen Kindern und Eltern statt. Den Familien ist somit die Möglichkeit gegeben, Kontakte in einer ruhigen und entspannten Umgebung zu haben und darauf zu vertrauen, dass durch die Begleitung des Umgangs keine belastenden oder gefährdenden Situationen für die Kinder entstehen.

Allgemein lässt sich im Arbeitsfeld der Familienhilfe immer auch die derzeitige gesellschaftliche Problematik erkennen. Eine große Unzufriedenheit, Unsicherheit oder emotionale Belastungen, Entfremdungen und (finanzielle) Nöte übertragen sich häufig direkt in das eigene Familiensystem und führen zu einer Dysfunktionalität, die aus eigener Kraft meistens nicht behoben werden kann. Daher ist zu erwarten, dass das Angebot der Sozialpädagogischen Familienhilfe sich auch weiterhin einer starken Nachfrage erfreuen können wird… so bittersüß das klingen mag.

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