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Aus der Pflegepension wird jetzt eine Senioren-WG

Die Anfänge der Pflegepension Bützow reichen in das Jahr 2005 zurück, nun wird sie eine Senioren-Wohngemeinschaft.

14.11.2022
Stefanie Daug
Aus der Pflegepension wird eine Wohngemeinschaft für Senioren
Aus der Pflegepension ist eine Wohngemeinschaft für ältere Menschen geworden ©Jörn Lehmann

Astrid Perkuhn, die in Bützow die Pension betreut und Heidi Thoben, unsere frühere Pflegedienstleiterin in der Sozialstation Bützow, erinnern sich zusammen mit Frauke Conradi (Bereichsleiterin Ambulante Dienste) an die erste Zeit und die Entwicklung. Projektmanager Michael Noske hat den Weg zur Senioren-WG begleitet.

Wie kam es zu der Idee, eine Pflegepension zu eröffnen?

Astrid Perkuhn: Es fing ursprünglich an mit zwei Betreuungsgruppen. In unserer Sozialstation am Pferdemarkt haben wir im Jahr 2005 eine kleine Wohnung eingerichtet und einmal in der Woche Gäste für zwei Stunden am Nachmittag betreut.

Heidi Thoben: Irgendwann meldete sich das Krankenhaus und fragte, ob wir jemanden unterbringen und nachts betreuen können. Wir haben das gemacht. Der Bedarf aus dem Krankenhaus wurde größer und die ersten Patienten blieben mehrere Tage. Und auch, wenn pflegende Angehörige selbst ins Krankenhaus mussten oder Pflegebedürftige auf ein Pflegeheimplatz warteten, sprangen wir ein. Nach und nach ist daraus die Pflegepension entstanden.

Astrid Perkuhn: In der Wohnung gab es zwei Zimmer mit je zwei Pflegebetten. Viele unserer Gäste haben das kleine Zimmer bevorzugt. Wir haben gepflegt, betreut, den Tag gestaltet, zusammen gegessen. Auch gab es einen kleinen Garten mit Sitzecke und Kaninchen.

 

Wie nahmen die Gäste das neue Angebot an?

Frauke Conradi: Die Leute haben es geliebt und wir haben es geliebt. Das Besondere war, das wir aus ganz wenig viel gemacht haben. Ich erinnere mich an einen Mann, der nicht mehr lange zu leben hatte und der immer sagte: „Es ist die schönste Zeit meines Lebens.

Heidi Thoben: Die Gäste waren alle sehr zufrieden, und auch die Angehörigen waren dankbar. Wir haben die Gäste aber auch sehr verwöhnt. Einen Herrn haben wir zum Beispiel nachts um 2 Uhr geweckt und angezogen, damit er sich einen Boxkampf im Fernsehen ansehen kann.

Astrid Perkuhn: Mit anderen sind wir Kirschen pflücken gegangen, haben Marmelade und Kirschsuppe mit Klüten gekocht. Einem Herrn haben wir immer den Wunsch erfüllt, zum Wochenmarkt zu gehen, damit er sich ein Stück Räucherfisch kaufen kann. Dieses Individuelle möchten wir uns gerne erhalten.

Das klingt nach einem beherzten Konzept.

Frauke Conradi: Ja, und das Besondere ist, dass wir immer ambulant gepflegt und für kurze Zeit die Gäste betreut haben. Dadurch, dass wir aus der ambulanten Pflege kommen, konnten wir schnell sein und sofort loslegen. Wir waren irgendwie immer Rettungsanker, und das ist bis heute so geblieben.

Heidi Thoben: Vor allem, weil unsere Mitarbeiter einfach und gerne mitgemacht haben. Aus der 2-Stunden-Betreuung wurde ein Job mit Frühdienst und Nachtschicht, auch haben wir viele Menschen begleitet, die bei uns gestorben sind.


Was hat sich im Laufe der Jahre geändert?

Heidi Thoben: Wir haben unsere Pflegepension weiter ausgebaut und sind im Jahr 2014 in Bützow an den Rühner Landweg in schöne, neue Räume gezogen. Dort hatten wir sechs Zimmer. Die Nachfrage war sehr groß. Es gab viele Anfragen aus Rostock, weil Patienten aus dem Krankenhaus entlassen werden mussten und eine weiterführende Pflege brauchten.

Frauke Conradi: Bald zeichnete sich allerdings ab, dass sich der Bedarf ändert. Die Gäste waren sehr krank, sind frühzeitig aus dem Krankenhaus gekommen. Das Konzept der Pflegepension griff nicht mehr wie in der Anfangszeit. Auch waren die Räume am Rühner Landweg nicht ideal. Zufällig wurden uns diese schönen Räume hier am Forsthof angeboten, alle Zimmer mit eigenem Bad. Vor einem guten Jahr sind wir mit der Pflegepension eingezogen.

Nun wird die Pflegepension nicht mehr weitergeführt ...

Astrid Perkuhn: Die Änderung der Nachfrage hat sich verstetigt. Und auch die Corona-Zeit war sehr schwer. Wir mussten die Pension über viele Monate schließen.

Frauke Conradi: Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir sagen, es ist gut die Pflegepension zu schließen. Gerne hätten wir das Angebot fortgesetzt, aber die Pension regelmäßig auszulasten, bedurfte in den vergangenen Jahren großes Engagement und viel Aufwand. Mit unserer Kurzzeitpflege in Güstrow haben wir jetzt ein adäquates Angebot, sodass wir entschieden haben, aus der Pflegepension eine Wohngemeinschaft für Senioren werden zu lassen.


Was bleibt?

Frauke Conradi: Aus der Pflegepension, aus dieser Betreuungsgruppe in der ersten kleinen Wohnung, ist ganz viel gewachsen: die erste Tagespflege, eine weitere Pflegepension in Güstrow, die Nachtpflege und die Kurzzeitpflege. Viele Arbeitsplätze sind entstanden, weil unsere Mitarbeiter in der Pflegepension etwas ganz Besonderes geleistet haben. Das finde ich sehr beeindruckend.

Astrid Perkuhn: Auch die Kinderbetreuung ist daraus entstanden. Wir haben in den Ferien pflegebedürftige Kinder aus Güstrow, Schwaan oder Bützow betreut, sehr viel die Eltern beraten. Dieses Angebot werden wir in Güstrow weiter umsetzen.

 

Warum nun eine Senioren-WG?

Michael Noske: Wir haben schon lange die Idee im Kopf gehabt, eine Wohngemeinschaft für Senioren zu etablieren. Für viele ist es im Alter mittlerweile das optimale Wohnkonzept und wir spüren, dass das Interesse steigt. Wir haben auch schon in Teterow sehr gute Erfahrungen mit einer Wohngemeinschaft gemacht.


Wie ist das Konzept?

Michael Noske: Wir sprechen vor allem ältere Menschen an, die nicht alleine Zuhause oder in einem Pflegeheim leben möchten. Senioren, die Gemeinschaft und Selbständigkeit suchen und sich vorstellen können, mit anderen zusammen zu leben. Wie sie leben, das bestimmen unsere Bewohner selbst, das ist uns wichtig. Und auch welchen Bedarf an Betreuung oder ggf. Pflege sie haben, legen sie selbst fest.

Astrid Perkuhn: Unsere WG hat Platz für sieben Senioren. Natürlich hat jeder unserer künftigen Mieter ein eigenes Zimmer mit Bad, welches bereits mit Pflegebett, Kleiderschrank und Fernseher ausgestattet ist. Es gibt eine offene, großzügig angelegte Küche mit Wohnbereich, in der die Bewohner zusammenkommen können.

Das heißt, die Senioren müssen einfach nur einziehen?

Astrid Perkuhn: Ja, und die ersten beiden Senioren sind seit Anfang Oktober da. Auch gibt es ein paar weitere Interessenten. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Bewohner in ihrem neuen Zuhause fühlen werden und wie sich das Gemeinschaftsleben entwickelt.

Michael Noske: Unsere Betreuung bieten wir wochentags von 17 bis 9 Uhr als auch 24 Stunden am Wochenende und an den Feiertagen an. Was passiert, bestimmen die Senioren selbst – es ist ihr Zuhause. Zu den anderen Zeiten können sie gerne auch in die Tagespflege gehen, die auf der gleichen Ebene der Wohngemeinschaft liegt.

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