Wie geht es weiter nach dem Krankenhaus?
Nach einer Operation wird Kerstin Dromm aus dem Krankenhaus entlassen, kann sich aber nicht alleine versorgen. Hilfe kommt von der Diakonie-Sozialstation Röbel.

Mit Krücken, aber kraftvoll wirkend, steht Kerstin Dromm auf dem Balkon ihrer Wohnung, der einen wunderschönen Blick auf die Müritz freigibt. „Einmal täglich gehe ich hinunter bis an die See, bis zum Regattahaus oder zum Hafen“, erzählt die 57-Jährige. „Aber nicht wer weiß wie weit. Dafür bin ich noch zu schwach.“
Seit Monaten gehören Krücken, Pflegebett und fremde Hilfe zu ihrem Alltag. An einem grauen Januartag reißt ihr durch unglückliche Umstände die gesamte Muskulatur des Oberschenkels ab. „Das waren wahnsinnige Schmerzen“, erinnert sich Kerstin Dromm unter Tränen. Noch heute macht sie fassungslos, dass das Krankenhaus, in dem sie zwei Nächte verbringt, nicht erkennt, was mit ihr los ist: „Ich konnte mich kaum bewegen, wurde ohne Hilfe, auf mich allein gestellt, nach Hause entlassen. Erst drei Wochen später wurde beim MRT-Termin, der zeitnah schwer zu bekommen war, ein vollständiger Muskelabriss festgestellt.“ Im März lässt sie sich in einem Spezialkrankenhaus operieren. In der Zwischenzeit helfen ihr Freunde und Bekannte sowie die Nachbarin bei den täglichen Bedürfnissen und im Haushalt, wechseln sich mit der Betreuung ab.
Nach der Operation organisiert das Krankenhaus Hilfe für zu Hause. Der Sozialdienst kümmert sich um ein Pflegebett und spricht für den pflegerischen Dienst die Diakonie-Sozialstation Röbel an. „Genau für diese Fälle sind wir da“, bestätigt Yvonne Kirwitzke, Pflegedienstleiterin der Sozialstation Röbel, „Am ersten Tag, nachdem Frau Dromm wieder zu Hause war, habe ich sie besucht und wir haben miteinander besprochen, was sie gerne möchte und wie wir helfen können.“ Nachdem, was die frisch Operierte schon erlebt hatte, war sie dafür einfach nur dankbar: „Mein Herz ging auf, als Frau Kirwitzke mit mir sprach und ich fühlte mich mit allem sofort aufgehoben.“
Tags darauf startet die Hilfe. Acht Wochen fahren Michael Dehl, Robert Koch und ihre Kolleginnen aus der Pflege und der hauswirtschaftlichen Versorgung zweimal täglich zu der alleinstehenden Patientin, um ihr das Frühstück vorzubereiten, ihr bei der Körperpflege zu helfen, den Geschirrspüler auszuräumen, Staub zu wischen oder das Abendbrot zu machen. Sie passen auf, wie sie sich bewegt und zeigen Handgriffe, wie es für sie einfacher ist, erfinden gemeinsam sogar eine Konstruktion, um gefahrlos Haare zu waschen. „Jede falsche Bewegung hätte dazu führen können, dass mein Muskel wieder abreißt. Ich musste verdammt vorsichtig sein“, so Kerstin Dromm. Auch ausgefallene Wünsche werden erfüllt. „Eines Tages kam Herr Dehl in die Sozialstation und erzählte, dass er Porridge machen durfte“, lacht Yvonne Kirwitzke.
„Ich habe später versucht, mitzumachen und es war toll, wenn ich wieder etwas selbst konnte, zum Beispiel das Porridge rühren“, erzählt Kerstin Dromm und mit jeder Faser ist zu spüren, dass sie nach einer, auch emotional schwierigen Phase, wieder voller Willenskraft ist und vollständig gesund werden möchte. Auch Berührungsängste kennt sie nicht. Ihr macht es nichts aus, dass sich die Pflegefachkräfte bzw. Pflegekräfte im Laufe dieser Wochen abwechseln, auch nicht, dass ihr Männer beim Waschen helfen. Die Gespräche mit unterschiedlichen Leuten empfindet sie eher bereichernd. Als sie nach einigen Wochen einen Orthopäden-Termin wahrnehmen muss, schickt Yvonne Kirwitzke einige Tage vorher zwei Mitarbeiter, die das Treppensteigen mit ihr üben. „Ich hatte solche Angst vor den Treppen, aber es geschafft zu haben, hat gut getan“, sagt Kerstin Dromm.
Dankbar ist sie vor allem auch, dass ihr der Pflegedienst beim „Kampf“ um die Bewilligung der notwendigen Leistungen geholfen hat. „Ursprünglich gab es Unterstützungspflege für vier Wochen“, erzählt Yvonne Kirwitzke. „Wir haben mehrfach mit der Krankenkasse telefoniert, die Lage von Frau Dromm geschildert und für sie erreicht, dass weitere vier Wochen Grundpflege und Hauswirtschaftshilfe genehmigt wurden.“ Mittlerweile braucht die 57-Jährige vom Pflegedienst nur noch Hilfe, um morgens und abends die Kompressionsstrümpfe an- bzw. auszuziehen. Bald wird auch das nicht mehr nötig sein.