So schnell gehen die nicht kaputt?!
Andacht von Pastorin Sophie Kotte, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Warin-Bibow-Jesendorf
Da hängt das Kind auf dem Arm. Ein Säugling, acht Wochen alt und ich denke: Ist ihm zu warm? Drücke ich zu fest zu? Liegt der Kopf richtig? Es ist so: Mit der Geburt eines Kindes werden die Sorgen mitgeboren. Viel Verunsicherung ist am Anfang da. Bedenken, was alles „schiefgehen“ könnte, in der Pflege, in der Erziehung. Sind wir Menschen doch ziemlich verletzliche Wesen und erscheint unser Leben manchmal unheimlich bedroht. Da reicht ein unglückseliger Augenblick, ein falscher Griff, ein Sturz und nichts ist mehr wie vorher. Oder es reicht ein Wort, nicht sehr nett, zur falschen Zeit am falschen Ort, das verletzt und Wunden schlägt, die nur schwer heilen.
Vielleicht ist es beim Berufsstart in der Pflege ähnlich. Niemand steckt im Körper oder im Geist eines anderen. Die Handgriffe müssen gelernt sein, manchmal auch Taktgefühl. Wie geht es meinem Gegenüber? Mit der Zeit stellt sich Routine ein, die Erfahrung wächst, aber es ist immer wieder eine Herausforderung, sich auf eine andere Person einzustellen. Achtsam zu bleiben, besonders wenn man sich so nah kommt und aufeinander angewiesen ist. Obendrauf kommen noch Zeitdruck und Stress.
„So schnell gehen die nicht kaputt“ – mit diesem Satz begrüßte uns damals ein Freund im Kreis der jungen Eltern, als wir an vielen Stellen noch unsicher mit dem Säugling rumhantierten und ihn mit Fragen löcherten. Die Erfahrung hat gezeigt, es stimmt. So schnell gehen „die“ nicht kaputt. Auf der anderen Seite weiß man es nicht immer so genau. Manche Verletzungen kommen erst spät zum Vorschein.
Beim Thema dieser Ausgabe stehen sich ein Fragezeichen und ein Ausrufezeichen gegenüber – Krisenfest und zukunftssicher?! Oft wollen oder müssen wir richtig handeln. Erwarten von uns selbst, fest und sicher zu stehen. Wollen brillieren, niemanden verletzen, vielmehr für andere den Tag erhellen. Unsere Sache gut machen. Es ist ja auch beglückend, wenn man merkt, dass man Ausstrahlung hat. Aber das geht nicht im Dauermodus und erst recht nicht unter Druck. Wir können nicht immer „angeknipst“ sein. Und dann kommen Zweifel, es kommt das Fragezeichen ins Spiel.
Die Bibel nimmt auf vielfältige Weise diese Erfahrungen auf. Mit unserer eigenen Kraft stoßen wir an Grenzen. Wir geraten ins Schwanken. Gott hat ein klares Ausrufezeichen hinter das Leben und das Licht gesetzt. Davon erzählt die Auferstehung Jesu an Ostern. Und davon zeugt das Lob derer, die es glauben: „Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben. Gott ist mit seinem Licht in unserem Leben.“ (nach 2. Korinther 4,6).
Wir können nicht immer strahlen. Aber wir sind robuster, als wir manchmal glauben. Die Kraft dazu kommt aus Momenten. Wenn das Leben um uns leuchtet, ohne dass wir etwas dafür tun müssen. Und wir strahlen einfach zurück.