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Hoffnung

Eine Andacht von Pastor Markus Hasenpusch, Ev.-Luth. St. Johanniskirchengemeinde Malchin

22.06.2022
Pastor Markus Hasenpusch
Andacht im Sommer 2022: Hoffnung
Der Regenbogen am Himmel als Zeichen Gottes ©Unsplash

„Nun steht in Laub und Blüte, Gott Schöpfer, deine Welt. Hab Dank für alle Güte, die uns die Treue hält. Tief unten und hoch oben ist Sommer weit und breit. Wir freuen uns und loben die schöne Jahreszeit.“

Dieser Text aus dem Beiheft zu unserem Gesangbuch „Himmel, Erde, Luft und Meer“ kommt mir in den Sinn, wenn ich das Grün der Apfelbäume im Malchiner Pfarrgarten sehe oder die rosa blühenden Rosen vor meinem Fenster. Im Birnenbaum macht sich ein Buntspecht zu schaffen und in einem Apfelbaum ziehen wieder Stare ihre Jungen auf.

Sonnenschein und Regen bringen überall Wachstum, Blüte, Aufbruch, das volle Leben. Und zugleich tobt in Europa ein Krieg, dessen Auswirkungen auch uns alle betreffen. Kein Tag vergeht ohne neue Meldungen von erbitterten Kämpfen im Osten der Ukraine, Raketenangriffen auch auf Städte im Westen des Landes. Immer wieder hören wir von Gräueltaten an Zivilisten, sehen Bilder von Menschen auf der Flucht, zerstörten Städten und Dörfern. Stelle ich die Bilder des grünen Pfarrgartens und die aus den grauen, zerstörten Orten in der Ukraine nebeneinander, erscheint es mir unmöglich, dass sie nur 1.900 Kilometer auseinanderliegen, wenn ich die Luftlinie zwischen Malchin und Mariupol nehme. Das beides überhaupt gleichzeitig sein kann, kommt mir ausgeschlossen vor.

Bei einem Besuch komme ich mit einer hochbetagten Frau, die als junges Mädchen das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Flucht aus Hinterpommern erlebt hat, über diese so gegensätzlichen Bilder und Eindrücke ins Gespräch. Und sie erzählt mir manches von dem, was sie Schweres und Schlimmes erleben musste. Von den Verwüstungen und Zerstörungen in ihrer Heimat, von der beschwerlichen und gefährlichen Flucht im offenen Pferdewagen, von der Ankunft hier und dem wenig herzlichen Empfang durch die Mecklenburger, die ja selber nichts hatten.

Sie und die Menschen, die bei ihr waren, kamen immer wieder und immer öfter an die Grenzen ihrer Kraft. Immer wieder gab es Situationen, in denen sie kurz davor war, aufzugeben. Einmal sah sie in einem solchen hoffnungslosen Moment, als sie in Regen und Schlamm allen Mut zu verlieren drohte, einen Regenbogen.

Da erinnerte sie sich an eine Geschichte aus der Bibel. Nachdem Gott Noah in der Arche gerettet hatte und die sinkenden Wasser wieder Land freigegeben hatten, schloss Gott mit Noah einen Bund: er werde die Erde nicht mehr mit einer Sintflut heimsuchen und nicht wieder so große Vernichtung und Zerstörung bringen. Und als Zeichen dieses Bundes setzte Gott den Regenbogen an den Himmel.

In diesem Moment, sagte die Frau, sei für sie klar geworden, dass es immer Hoffnung gibt. Dass Gott in ihrem Leben immer da sein würde, auch wenn sie ihn nicht immer wahrnimmt. Bei allen Erfahrungen, die sie in ihrem langen Leben gemacht hat, hat mich das sehr beeindruckt. Vielleicht kann der nächste Regenbogen mir ja auch sagen: Gott ist da, trotz allem.

Und so wünsche ich Ihnen in allem einen gesegneten Sommer und immer wieder auch mal einen Regenbogen.

Ihr Pastor Markus Hasenpusch
Ev-.Luth. St. Johanniskirchengemeinde Malchin

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