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Ein Haus mit viel Geschichte

Im Clara-Dieckhoff-Haus wohnen seit 25 Jahren Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Tatsächlich blickt es auf eine 110-jährige Geschichte zurück.

20.07.2023
Cornelius Burkhardt-Fischer
Clara-Dieckhoff-Haus zum Jubiläum

Am 1. August 2023 begeht das Clara-Dieckhoff-Haus sein 25-jähriges Bestehen, allerdings nur in seiner aktuellen Nutzung als Psychosoziales Wohnhaus. Gegründet wurde es 1913 durch die Diakonisse Clara Dieckhoff als Kostkinderheim in der Schützenstraße in Güstrow. Vor dem ersten Weltkrieg waren es vor allem elternlose Kinder, die von den Behörden „in Kost“ in andere Familien gegeben wurden. Heime sollten an dieser Stelle nur ein Notbehelf sein. Doch aufgrund der wirtschaftlichen Nöte in dieser Zeit wurden Kinder in den Heimen zumeist besser versorgt als in Familien, da diese das für die vermittelten Kinder gezahlte Kostgeld oft zur Bestreitung des eigenen Lebensunterhaltes nutzten und die Kinder unzureichend versorgten. Als Jugendfürsorgerin der Stadt machte Clara Dieckhoff Besuche bei den sogenannten „Kosteltern“ und dabei die Erfahrung, dass die Kinder nur dürftig versorgt wurden.

Finanziert durch eine Spendenaktion im Dom und in der Stadt Güstrow zogen am 13. April 1913 die ersten Kinder in das Haus. 1917 erfolgte aus Platzgründen der Umzug an den heutigen Standort in die Grüne Straße, der ursprünglich 1904 als Internat erbaut und genutzt wurde. Nach dem Tod von Clara Dieckhoff im Jahr 1946 leitete Schwester Maria Stein die Einrichtung weiter. Unter ihrer Führung entwickelte sich das Haus im Laufe der fünfziger Jahre zu einem Säuglings- und Kinderheim.

Ab 1966 wurden Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung in das Clara-Dieckhoff-Haus aufgenommen. Die gesunden Kinder mussten in staatliche Heime gegeben werden, denn die Volksbildung der DDR verbot der Kirche die Erziehungsarbeit. Das Heim wurde mit seiner neuen Bestimmung vom Diakonischen Werk in Trägerschaft genommen. Diakon Eckhard Sturz und seine Frau Karin übernahmen die Betreuung und Leitung der Einrichtung, in der bis zu 45 Kinder und junge Erwachsene mit schwerer körperlicher und geistiger Behinderung lebten.

Im September 1991 übernahm der „Verein für Behindertenhilfe im Kirchenkreis Güstrow e.V.“, der am 1. Januar 1996 mit dem „Diakonieverein des Kirchenkreises Güstrow e.V.“ verschmolz, das Haus. Vier Jahre später, Ende August 1995, zogen die Bewohner in ein neu errichtetes, modernes Haus auf den Wichernhof Dehmen, das Haus Jericho. Das Haus in der Grünen Straße stand leer, bis im November 1997 Umbauarbeiten begannen.

Seit dem 1. August 1998 wird es als Psychosoziales Wohnheim unter dem bisherigen Namen Clara-Dieckhoff-Haus genutzt. Durch die umfangreichen Umbaumaßnahmen bekamen 22 Menschen mit einer Psychiatrieerfahrung die Möglichkeit, vorübergehend oder längerfristig fest im Clara-Dieckhoff-Haus zu wohnen. Für viele dieser Menschen ist das Wohnhaus eine Übergangslösung, um nach der Stabilisierung ihrer psychischen Verfassung wieder in eine eigene Wohnung zurückkehren zu können. Für einige Bewohner ist es aber zu einem festen Wohnsitz geworden. Von den ersten Bewohnern, die 1998 in das Haus gezogen sind, leben zwei noch heute hier. Einer von ihnen kam damals, wie auch viele weitere Zuzügler in den 25 Jahren, aus den Psychosozialen Einrichtungen in Matgendorf. Für viele bedeutete das einen Neuanfang nach dem Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung mit geschlossener Unterbringung.

Im gesamten Zeitraum haben mehr als 100 Menschen im Clara-Dieckhoff-Haus für kürzere oder längere Zeit gelebt. Viele begleiten wir nach ihrem Auszug durch das Ambulant begleitete Wohnen, welches 2003 aus dem Clara-Dieckhoff-Haus heraus entstanden ist, weiter.

Im Jahr 2016 erfolgte ein weiterer Umbau. Seitdem gibt es für jeden der heute 21 Bewohner ein Einzelzimmer. Ihnen stehen umfangreiche, individuell notwendige und gewünschte Hilfen rund um die Bereiche Wohnen, Selbstversorgung, Tages- und Kontaktgestaltung, Freizeit, Arbeit und Ausbildung zur Verfügung. Ziel ist dabei immer die Unterstützung bei der individuell gewünschten Teilhabe des Einzelnen am gesellschaftlichen Leben. Um diese Unterstützungsleistungen anbieten und durchführen zu können, arbeitet ein Team von derzeit sieben Mitarbeitern im Haus. Seit Februar diesen Jahres wird das Clara-Dieckhoff-Haus von Dorit Markhoff geleitet, die diese Aufgabe von Mirko Krause übernommen hat.

Am 1. September 2023 möchten Mitarbeiter und Bewohner des Hauses gemeinsam mit geladenen Gästen das 25-jährige Jubiläum feiern. I CBF

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