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Neues wie Vertrautes

Zwanzig Jahre besteht die Logopädische Praxis in Güstrow. Viel Zeit für Veränderungen im logopädischen Berufsalltag als auch im Umfeld der Praxis.

22.11.2023
Michael Schwenkler
Michael Schwenkler behandelt in der Logopädischen Praxis Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Michael Schwenkler behandelt in der Logopädischen Praxis Kinder, Jugendliche und Erwachsene Foto: Jörn Lehmann

Im DVG-Kurier Ausgabe 11/2003 findet sich neben Berichten über die Einführung von Mitarbeiterentwicklungsgesprächen, die Annäherung an den „Westtarif“ bei Streichung eines Urlaubstages oder das 30-jährige Bestehen des Wichernhofs in Dehmen auf Seite 7 auch ein kurzer Artikel, in dem von der Eröffnung einer Logopädischen Praxis zum 15. September 2003 berichtet wird.  

Gerade fühlt es sich nicht so an, als wenn schon zwanzig Jahre vorüber wären. Trotz eines Umzuges 2011 vom Eschenwinkel in den Pfahlweg sind viele Dinge altvertraut und scheinbar selbstverständlich. Die Praxiseinrichtung und manches Therapiematerial aus den Anfangszeiten sind in Würde gealtert und es gibt viel Kontinuität im Arbeitsalltag. Trotzdem haben sich auch Veränderungen vollzogen, innerhalb der Praxis, aber vor allem drumherum.

2003 wurde die Logopädie aus der Heilpädagogischen Frühförderstelle heraus gegründet, die damals dem Bereich Sozialpsychiatrie zugeordnet war. Mit zumeist drei bis vier Kolleginnen in der Frühförderung gab es eine gute und enge Zusammenarbeit, da wir häufig dieselben Kinder betreuten. Dabei waren wir aber weitgehend auf uns allein gestellt. Angebote der Kinder- und Jugendhilfe gab es im Diakonieverein ansonsten kaum oder sie wurden aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt beziehungsweise abgegeben, wie die Schulsozialarbeit oder der Jugendklub.

Heute gibt es den Bereich „Kinder, Jugend und Familie“, zu dem die Evangelisch-integrative Kindertagesstätte Regenbogen, das Beratungszentrum Bützow mit sozialpädagogischer Familienhilfe, die Frühförderung, die Kinder-Mahl-Zeit, Praxen für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie und seit kurzem auch das Angebot der Schulbegleitung/Integrationshilfe gehören. Etwa fünfzig Kolleginnen und Kollegen widmen sich der Arbeit mit Kindern mit vielfältigen Betreuungs-, Unterstützungs- und Hilfeangeboten. Dadurch sind deutlich mehr interdisziplinärer Austausch und Zusammenarbeit möglich.

Auch im unmittelbaren logopädischen Berufsalltag haben sich Veränderungen vollzogen. So hat sich etwa die Patientenstruktur nach und nach gewandelt. Zum einen werden logopädische Maßnahmen häufiger auch für sehr junge Kinder verordnet, die im Alter von zwei bis drei Jahren noch keinen Zugang zur Lautsprache erlangt haben. Statt strukturierter Übungstherapie geht es hier darum, die Kinder beim Spracherwerb zu motivieren, zu führen und zu unterstützen.

Andererseits weisen auch immer mehr hochbetagte Patienten Behandlungsbedarf auf. Hier ist die Behandlung darauf ausgerichtet, in Bezug auf Kommunikationsfähigkeit, Sprachvermögen und Nahrungsaufnahme möglichst lange eine hohe Lebensqualität zu erhalten. Es kommen zudem viel häufiger Kinder, aber auch erwachsene Patienten aus anderen Sprach- und Kulturkreisen, die neben den eigentlichen Problemlagen auch noch das Erschwernis der Sprachbarriere überwinden müssen.

Diese veränderten Anforderungen in der Therapie bringen die Notwendigkeit kontinuierlicher fachlicher Weiterbildung mit sich, da sie vor über zwanzig Jahren noch nicht zu den Inhalten der Berufsausbildung zählten. 
Schließlich hat es auch auf berufspolitischer und gesetzgeberischer Ebene viele Entwicklungen gegeben. Mussten früher die therapeutischen Berufsverbände innerhalb des jeweiligen Bundeslandes mit jeder Krankenkasse gesondert Vertragsverhandlungen führen, gibt es seit 2021 einen Versorgungsvertrag, der bundeseinheitlich mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen geschlossen wurde. Dadurch werden gleiche Leistungen am Patienten, unabhängig von Arbeitsort und Krankenversicherung, endlich auch einheitlich vergütet.
Die Berufsverbände der Heilmittelerbringer drängen nach wie vor auf einen Direktzugang für therapeutische Leistungen, der die Entscheidung über den Behandlungsbedarf und die geeignete Therapiegestaltung in die Verantwortung der Leistungserbringer legt, statt von einem zusehends überforderten ärztlichen Versorgungssystem abhängig zu sein.

Auf berufsfachlicher Ebene schreitet die Akademisierung weiter voran. Es haben sich eigenständige Therapiewissenschaften entwickelt, die dem traditionell erfahrungsgeleiteten Handeln in der Therapie eine fundierte fachliche Grundlage verleihen und damit die Passgenauigkeit und Effizienz der Behandlung erhöhen.
Also doch reichlich Veränderung. Aber die Teetasse mit Sonnenblumenmotiv, die mir eine Ärztin vom kinder- und jugendärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes 2003 zur Praxiseröffnung mitgebracht hat, steht noch wie eh und je auf dem Schreibtisch. Die Sicherheit des Vertrauten und die Herausforderungen des Neuen sorgen dafür, dass es für mich eine erfüllte und abwechslungsreiche Tätigkeit bleibt.

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