Seit 100 Jahren ist das Kronenkreuz das Markenzeichen der Diakonie. Dabei verdankt es seinen Namen eher dem Volksmund. Die ursprüngliche Idee seines Erfinders, des Kunstprofessors Richard Boehland, war es, die Buchstaben I und M als Anfangsbuchstaben der damals für die Diakonie gebräuchlichen Bezeichnung „Innere Mission“ mit dem christlichen Symbol des Kreuzes zu verbinden. Doch die Menschen haben in dem geschwungenen M lieber das für sie Anschaulichere gesehen: Ein Kreuz, das eine Krone trägt – das Kronenkreuz.
Kronenkreuz – diese Bezeichnung ist eigentlich ein Widerspruch. Als Jesus am Kreuz hängt, ist dort von königlicher Würde nichts zu sehen. Die biblische Überlieferung unterstreicht dies, wenn sie erzählt, dass die Soldaten Jesus nach der Verurteilung verspotten und ihm eine Dornenkrone auf den Kopf setzen, um zu sagen: Dieser Mann hat so wenig von einem König, wie ein Dornengestrüpp mit einer goldenen Krone zu tun hat.
Aber der Widerspruch löst sich auf im Licht der biblischen Osterbotschaft. Im Rückblick erkennt der christliche Glaube: Gerade der geschundene und leidende Mensch, der Mensch am Rande ist vor Gott der königliche Mensch. In diesem Sinne ist das Kronenkreuz ein starkes Signal. Es macht deutlich, dass jeder Mensch – unabhängig seiner physischen oder psychischen Konstitution, seiner wirtschaftlichen Situation, seiner Herkunft oder Prägung – von besonderer königlicher Würde ist. Das Kronenkreuz ermutigt dazu, sich davon auch im Umgang mit anderen leiten zu lassen.
Seit 35 Jahren versieht die Diakonie Güstrow in der Stadt und in der Region ihren diakonischen Dienst im Zeichen des Kronenkreuzes. Die knapp 1100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind Botschafterinnen der königlichen Würde eines jeden Menschen. Sie alle tragen ihren Teil dazu bei, dass die Arbeitsfelder der Diakonie Orte sind, an denen Menschen in Kontakt kommen mit ihrer Bedeutung als Mensch. Dafür sei auch an dieser Stelle ausdrücklich gedankt!




