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"Mein größter Wunsch: eine eigene Wohnung"

Viele Jahre ist Enrico Otto drogenabhängig, wird psychisch krank. Seit fünf Jahren lebt er im Clara-Dieckhoff-Haus, wo wir ihn sehen – und wo es ihm mit unserer Hilfe gelingt, nach und nach selbständig zu werden.

27.02.2024
Stefanie Daug
Enrico Otto lebt im Clara-Dieckhoff-Haus in Güstrow
Enrico Otto lebt im Clara-Dieckhoff-Haus Foto: Stefanie Daug

Enrico Otto ist mit seinen 41 Jahren in den besten Jahren und leidet an psychischen Störungen, deren Wurzeln vermutlich weit zurückreichen. Groß geworden bei Oma und Opa in Dresden, lernt er seine Eltern nie kennen. Sie lassen ihn „hängen“, wollen ihn nicht. Als er sechs ist, „pflegt“ er seine fast blinde, krebskranke Oma. Später lernt er im „Weißen Hirsch“ den Beruf des Altenpflegers. Der junge Mann hat eine gute Arbeit, verzweifelt aber immer mehr am Sterben seiner Patienten, nimmt sich viel zu Herzen und alles mit nach Hause. Zu diesem Zeitpunkt gerät er an falsche Freunde, probiert Crystal Meth – und rutscht in die Abhängigkeit. Viele Jahre konsumiert Enrico Otto die Droge, auch noch, als er einen Ausbruchsversuch unternimmt und nach Hamburg zum Arbeiten geht. „Das hat meinen Körper kaputt gemacht und die Organe geschädigt“, sagt er betrübt. „Mir ging es sehr schlecht, ich fing an Stimmen zu hören und verkroch mich immer mehr in meiner Wohnung.“

Von Hamburg aus kommt der Altenpfleger zur Drogentherapie in die Reha-Klinik für Suchtkranke ins mecklenburgische Dorf Serrahn. In der Fachklinik wird diagnostiziert, dass er zusätzlich an Depression, Schizophrenie und Angststörungen leidet. Dreimal ist er in Serrahn, weil er von den Drogen nicht los kommt. Zwischendurch heiratet er, erfährt Gewalt von seiner Frau, lässt sich scheiden. 

Nach dem letzten Aufenthalt in der Klinik ist klar, dass Enrico Otto nicht mehr in eine eigene Wohnung zurück kann, sondern unter Betreuung stehen muss. Die Option, ins Clara-Dieckhoff-Haus (CDH) zu ziehen, nimmt er an. Und nun wohnt er seit fünf Jahren hier – zusammen mit anderen psychisch Erkrankten, die Tag und Nacht Unterstützung brauchen und momentan nicht in der Lage sind, eigenständig zu leben. „Wir helfen ihm, den Alltag zu bewältigen“, sagt Wohnbereichsleiterin Dorit Markhoff, „und bereiten ihn in seinem Tempo darauf vor, wieder eigenständig leben zu können.“  

Schritt für Schritt zum Ziel

Im CDH lebt Enrico Otto in einem Wohnbereich zusammen mit bis zu zwei Mitbewohnern. Als er einzieht, ist er froh, dass das Zimmer komplett eingerichtet ist: „Aus meiner Ehe habe ich nichts mitgebracht außer meine Klamotten.“ Im Haus bekommt sein Tag eine Struktur. Alle Fähigkeiten, die man im Alltag braucht, werden trainiert – von Wäsche waschen über Lebensmittel einkaufen und kochen bis hin zum Umgang mit Geld. Was genau passiert und welche Ziele es gibt, hat Enrico Otto zusammen mit seiner gesetzlichen Betreuerin, dem Leistungsträger und dem CDH in einem Integrierten Teilhabeplan festgelegt.   

„Wir führen außerdem viele Gespräche über sein Befinden, seine Befindlichkeiten, seine Gefühle – eben über alles, was aufläuft“, meint Dorit Markhoff. Bei Tobias Ebert, seinem Bezugsassistenten im Haus, holt sich Enrico Otto auch Hilfe für „den ganzen Papierkram“ mit den Ämtern. Ansonsten trifft er sich viel „mit den drei Mädels“ aus einem anderen Wohnbereich. Sie quatschen, trinken Kaffee, rauchen, sehen fern.  Zwischendurch hat er probiert, in den Güstrower Werkstätten zu arbeiten, gibt das aber nach kurzer Zeit wieder auf. Mit den Depotspritzen, die er alle drei Monate bekommt, ist er gut gegen seine psychischen Störungen eingestellt. Die Stimmen im Kopf sind weg. 

„Mir geht es mittlerweile richtig gut und mein größter Wunsch ist, wieder alleine in einer Wohnung zu wohnen“, sagt Enrico Otto. Indes sehen seine gesetzliche Betreuerin und die CDH-Leitung ihn im Moment nicht an diesem Punkt. Es funktionieren noch nicht alle Alltagsabläufe selbständig.

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