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Stille Stunde

Jeden Dienstag zwischen 18 und 19 Uhr wird es im CAP-Markt in der Seidelstraße in Rostock etwas leiser.

14.03.2024
Juliane Brettmann
Der CAP-Markt im Hansaviertel von Rostock

Piepende Kassengeräusche, grelles Licht von oben, noch mehr Beleuchtung über den Waren, die sich inhaltlich alle nicht voneinander unterscheiden, aber doch eine Entscheidung vom Einkaufenden verlangen, Menschenmengen, je nach Wochentag – für einige Menschen ist das regelmäßige Einkaufen eine ganz alltägliche Aufgabe, die sogar Spaß machen kann. Andere wiederum können von zu vielen Reizen, gerade in Kombination mit sozialen Interaktionen an der Kasse, nicht mehr klar denken. Es beeinflusst möglicherweise ihren kompletten weiteren Tagesverlauf, oder es hat bei regelmäßiger Überforderung wochen- oder monatelang Auswirkungen auf ihre mentale Gesundheit. 

Das mag für Shoppingfreunde nicht nachzuvollziehen sein, gehört aber für viele Menschen aus dem Autismus-Spektrum, für Hochsensible oder auch für einige Menschen mit ADHS zum oft herausfordernden Alltag dazu. Sofern sie beim Einkauf keine Hilfen von anderen Menschen erhalten, sind sie dem Problem selbst ausgeliefert, denn an Nahrung müssen auch sie kommen. Rostock bietet nun eine Lösung an: Die stille Stunde. Eine Stunde pro Woche reizreduziertes Einkaufen.

Einkaufen für alle
„Barrierefreiheit im Supermarkt bedeutet eben nicht nur, dass Gänge breiter und Regale niedriger geplant werden. Es heißt auch, Blindenhunde willkommen zu heißen und Mitarbeiter zu beschäftigen, die Hilfebedarf erkennen. Seit März haben wir uns nun auch offiziell auf Menschen eingestellt, die Probleme haben mit der Reizverarbeitung oder einer sensiblen Wahrnehmung“, erklärt Björn Kozik, Geschäftsführer der Integra Güstrow GmbH. 

Während der stillen Stunde, jeden Dienstag zwischen 18 und 19 Uhr wird es im CAP-Markt in der Seidelstraße in Rostock also etwas dunkler und leiser sein, als Kunden es aus dem Supermarkt gewohnt sind. Aktuell gibt es in der Hansestadt Rostock noch keinen weiteren Supermarkt, der die stille Stunde zu Abendzeiten anbietet. „Unsere Mitarbeitenden im CAP-Markt, die teilweise selbst ein Handicap haben, sind sowieso immer darauf eingestellt, sich zurückzuhalten, aber trotzdem ansprechbar bei aufkommenden Fragen zu sein.“ Generell ertönt im CAP-Markt auch keine Musik oder Dauerwerbesendung über die Lautsprecher, aber eine Durchsage muss schon manchmal sein. Auf diese wird künftig während der stillen Stunde verzichtet, ebenso wie auf die geräuschvolle Kühlung der Regale. 

„Diese Maßnahmen kosten uns nichts und wir können damit etliche Menschen zumindest etwas im Alltag unterstützen“, so Björn Kozik. Natürlich soll damit niemand ausgeschlossen oder Stammkunden verwirrt werden. Jeder ist hier willkommen, seinen entspannten Einkauf zu machen.

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